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Preiswettbewerb und Reputation in Vertrauensgütermärkten: Experimentelle Evidenz

Die vom Europäischen Zentrum für Freie Berufe finanziell geförderte Studie „Preiswettbewerb und Reputation in Vertrauensgütermärkten: Experimentelle Evidenz“ („Price competition and reputation in credence goods markets: Experimental evidence“) ist in einem führenden internationalen Journal (Games and Economic Behavior) zur Veröffentlichung angenommen worden. Die Studie war im Jahr 2013 bereits mit dem angesehenen Young Economists‘ Essay Award ausgezeichnet worden.

 

Inhalt des Projekts:


In vielen Märkten, in denen Freie Berufe ausgeübt werden, werden Vertrauensgüter gehandelt. Vertrauensgüter sind Güter, bei denen der Kunde nicht weiß, welche Qualität des Gutes er benötigt. Ein Experte kann hingegen beurteilen, welche Qualität der Kunde benötigt. Diese Informationsasymmetrie zwischen Experte und Kunde kann zu betrügerischem Verhalten auf Seiten des Experten führen. So kann der Experte eine teurere Leistung als notwendig erbringen, eine teurere Leistung abrechnen als er tatsächlich erbracht hat, oder eine unzureichende Leistung erbringen. Der Kunde bemerkt aufgrund der Informationsasymmetrie den Betrug selbst nach Konsum des Gutes nicht (außer bei unzureichender Leistung).

Typische Vertrauensgütermärkte, in denen Freiberufler tätig sind, sind der Gesundheitsmarkt, in dem der Arzt besser informiert ist über die Krankheit des Patienten als der Patient, und der Markt für rechtliche Leistungen, bei dem der Anwalt besser als der potentielle Kläger einschätzen kann, ob es sich lohnt, vor Gericht zu ziehen.

Ziel des Experiments ist zu untersuchen, wie sich der Betrugsanreiz des Experten zwischen Märkten mit fixen und flexiblen Preisen sowie zwischen Märkten mit privater und öffentlicher Reputation unterscheidet. Während private Reputation die Möglichkeit des Kunden bezeichnet, den Experten, mit dem er interagiert, zu identifizieren, können bei öffentlicher Reputation Kunden die Erfahrungen der anderen Kunden beobachten.

Die Frage, ob und wie Preisregulierung den Betrugsanreiz von Experten in Vertrauensgütermärkten mit Freien Berufen beeinflusst, ist von großer Relevanz für die Ausgestaltung solcher Märkte. Führt die Preisregulierung (z. B. in Form von Abrechnungshonorarlisten) zu einem niedrigeren Betrugsniveau und steigert damit die Effizienz in einem Markt, wäre dies ein Rechtfertigungsgrund für den Markteingriff. Auch die Frage, ob öffentliche Reputation, wie sie beispielsweise durch Feedbackplattformen der gesetzlichen Krankenversicherungen im deutschen Gesundheitsmarkt geschaffen wird, den Betrugsanreiz des Experten senkt, ist von aktueller Bedeutung.

 

Ergebnisse des Projekts:


Die Studie zeigt, dass Experten (wie beispielsweise Ärzte oder Rechtsanwälte) in preisregulierten Märkten Kunden seltener betrügen als unter Preiswettbewerb. Kunden wählen unter Preiswettbewerb oft den günstigsten Experten. Dieser hat aufgrund seines niedrigen Preises einen grösseren Anreiz, eine unzureichende Leistung zu erbringen, als Experten mit höheren Preisen. Der Preisdruck in Märkten mit flexiblen Preisen führt so zu einer Verdrängung des Qualitätswettbewerbs und somit zu mehr Betrug des Experten. Die Autoren zeigen zudem, dass ein höheres Maß an Information über vergangenes Expertenverhalten auf Seiten der Kunden nicht notwendigerweise den Betrugsanreiz der Experten senkt. Der Grund hierfür ist, dass Kunden bei der Wahl eines Experten sich stärker an den eigenen Erfahrungen orientieren anstatt die Erfahrungen anderer Kunden mit in ihre Wahl einzubeziehen.